Fotos: Motorradtest.de
Die Voge 300 Rally ist ein A2-Enduro-Bike mit 29 PS für nur 4.299 Euro. Preislich ist das eine echte Ansage, zumal Motorräder dieser Gattung sowieso rar sind. Lenny und Dietmar haben die Voge 300 Rally ausprobiert. Ende der Straße? mir doch egal!
Die Voge 300 Rally wiegt nur 158 kg fahrfertig, hat lange Federwege und somit eine große Bodenfreiheit und sie ruft förmlich nach Ausfahrten durch Matsch und Schlamm. Sie wird in China gefertigt und hat mit der Honda CFR 300 Rally eigentlich nur eine nennenswerte Wettbewerberin, die allerdings deutlich teurer ist. Es gibt die Voge 300 Rally in zwei Farben: Grau-Gelb und Weiß-Blau.
Abmessungen und Sitzergonomie
Die Sitzhöhe liegt bei sportlichen 915mm. Man sollte also schon längere Beine haben, um sicher sitzen zu können. Wir hatten damit keine Probleme, was auch daran liegen dürfte, dass der Tank der Voge sehr schmal baut. Man sitzt sehr hoch und schaut auf einen breiten Lenker. Zusammen mit dem geringen Gewicht ergibt dies eine aufrechte und kontrollierte Sitzposition, das ist schon mal nicht schlecht. Der Sozius sitzt nur unwesentlich höher und kann sich am serienmässig vorhandenen Topcase-Träger festhalten - auch gut.
So sitzt es sich auf der Voge 300 Rally.
360 Grad Rundgang um die Voge 300 Rally
Technik der Voge 300 Rally
Die technische Ausstattung der Maschine ist überschaubar. Es gibt ein abschaltbares ABS und eine USB-A Buchse im Cockpit, ansonsten finden wir keinerlei technische Helfer. Die Bedienung der Voge 300 Rally ist daher auch selbsterklärend. Wer schon einmal ein zweirädriges mit einem Motor angetriebenes und einer Gangschaltung versehendes Vehikel bewegt hat, der kommt hier sofort klar.
Es gibt ein nicht verstellbares, mittelgroßes Windschild. Das Cockpit besteht aus einem inversen LC-Display, welches zwar nicht sehr auskunftsfreudig, dafür aber gut ablesbar ist. Gang und Benzinfüllstand werden nicht angezeigt und auch der Bordcomputer kennt nur einen Tageskilometerzähler.
Das Frontlicht der Voge besitzt noch H4-Halos, alles andere besteht aus LED-Technik - also Hecklicht, Blinker sowie die vorne angebrachteten Positionsleuchten. Die Maschine besitzt in Serie außerdem Handprotektoren sowie einen Motorschutzbügel. Das ist sehr löblich, denn diese Features sollten bei einer Enduro immer vorhanden sein. Fällt die Maschine einmal hin, kann man sie solo einfach wieder aufrichten.
So fährt sie sich
Der Sound der Voge 300 Rally ist überraschend kernig. Das Standgeräusch liegt bei 97 dbA, die Maschine ist also nicht gerade ein Leisetreter. Den Charakter des Sounds hört ihr euch am besten selbst an - Soundcheck rechts oben (auf dem Handy auf "öffnen" klicken).
Auf den ersten Metern bekommt man sofort einen Eindruck vom Fahrverhalten der 300 Rally. Sie hat ein 21 Zoll Vorderrag, welches für einen stabilen Geradeauslauf sorgt. Ein Kurvenräuber ist sie nicht, aber welche Enduro ist das schon? Stattdessen pflügt sie lieber über Schotterwege und unwegsames Gelände - und genau dafür ist sie ja auch gemacht.
Das nicht einstellbare Fahrwerk ist eher auf der weichen Seite. Auf der Straße ist dies zwar sehr komfortabel, verhindert aber sportliches Fahren, wobei man es mit 29 PS darauf vermutlich sowieso nicht anlegt. Im Gelände schlägt sich die Voge ganz gut, wir hätten uns aber entweder härtere oder zumindest progressive Federn gewünscht. Gerade bei schnelleren Fahrten durch Schlaglöcher oder ähnlichem schlägt die übrigens sehr schöne Upside-Down Gabel schnell durch. Auch bei harten Bremsmanövern taucht die Gabel tief ein. Daran gewöhnt man sich zwar recht schnell, im ersten Moment fällt es aber dennoch auf.
Kleinere Probleme gab es auch mit dem Getriebe. Dies war hier und da etwas hakelig und außerdem haben sind wir bei schnelleren Schaltvorgängen auch mal in "false neutral" - also im Leerlauf gelandet. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau, eigentlich funktioniert das Getriebe schon ganz okay, aber man darf von einem so günstigem Bike halt auch ein keine Kunststücke erwarten.
Das gilt natürlich auch für den Motor, der mit seinen 29 PS und 25 Newtonmeter keine Bäume ausreist, wie sollte er das auch machen?! Trotzdem waren wir mit den Fahrleistungen durchaus einverstanden, zumal dies bei einer Enduro nicht wirklich wichtig ist. Man kommt zügig voran und im Gelände braucht man sowieso weniger Leistung, weil man die eh nicht auf den Boden bekommt. Wer allerdings viel oder nur auf der Straße fährt, der sollte sich darüber im Klaren sein, dass es mit der Voge eher gemütlich voran geht.
Dazu passt auch die Bremsleistung, die auch nicht gerade rekordverdächtig ist. Die Einzelscheibe vorne mit dem 2-Kolben Schwimmsattel benötigt schon reichlich Druck, um ordentliche Verzögerungswerte zu erzielen. Alleine ist das noch okay, wer mit der Voge 300 Rally aber zu zweit und mit Gepäck unterwegs ist, sollte aufgrund der langen Bremswegs stets genug Abstand zum Vordermann waren. Gut gefallen hat uns bei der Voge 300 Rally die für eine Enduro ungewöhnlichen Service-Intervalle von 10.000 Kilometern. War also eine längere Reise plant, muss unterwegs keinen Service-Stopp einplanen.
Fazit
Die Voge 300 Rally ist ein sehr günstige Enduro, die Ihrem Namenszusatz "Rally" durchaus gerecht wird. Man kann mit ihr über Stock und Stein fahren und braucht die Reise nicht unterbrechen, wenn die Straße mal zu Ende sein sollte. Bei diesem Preis darf man sich allerdings nicht wundern, wenn im Detail kleinere Probleme gibt. Die Bremsen und das etwas zu weiche Fahrwerk sind hier an erster Stelle zu nennen.
Auf der Habenseite steht das geringe Gewicht und die angenehme Sitzposition, die auch ein Fahren im Stehen für längere Zeit ermöglicht. Wir sind gespannt auf die Verkaufszahlen der Voge 300 Rally, die in dieser Preisklasse quasi gar keine Wettbewerbe befürchten muss.
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 4.599€ inkl. Überführung
- Verfügbarkeit: seit 05/2023
- Farben: Weiß-Blau, Grau-Gelb