Fotos: Motorradtest.de
Mit der Leoncino 125 bietet Benelli seit 2022 ein A1 Bike mit einem sehr guten Preis/Leistungsverhältnis an. Die Wettbewerber sind teilweise deutlich teurer und so dürfte diese Maschine für nur 3.499 Euro gerade für viele jüngere Leute einen Blick wert sein - genauso übrigens wie für B196 Einsteiger. Markus und Dietmar haben eine Runde mit der Benelli Leoncino 125 gedreht und schildern hier ihre Eindrücke.
Einleitung
Die Leoncino 125 ähnelt der
Leoncino 500 sehr, was der jüngeren Zielgruppe sehr gefallen dürfte. Sie sieht eben nicht ganz so schmal und zierlich aus wie so manch andere 125er. Verfügbar sind drei Farben: Weiß, Grün und Schwarz. Die Farbe wird jeweils durch gelbgrüne oder rote Akzente ergänzt. Uns gefällt die Leoncino 125 optisch schon mal sehr gut, zumal Benelli an vielen Stellen schöne Details wie z.B. Schriftzüge an der Lampenmaske und Motordeckel eingebracht hat. Natürlich darf auch ein "Designed in Italy" Hinweis nicht fehlen, schließlich werden Benellis nach wie vor in Pesaro entwickelt und in China gebaut.
Abmessungen und Sitzergonomie
Die Sitzhöhe der Leo 125 fällt mit 800 mm moderat aus. Auch kleinere Piloten finden so einen sicheren Stand, ab 1,85 m wird es dadurch allerdings etwas schwierig mit dem Kniewinkel. Die Maschine bietet für eine 125er aber ausreichend Platz und auch Dietmar (1,84m groß) hat sich durchaus wohl gefühlt. Das konnte Beifahrer Markus bei der Sozius-Sitzprobe leider nicht sagen, der Platz hinten fällt dann doch eher eng aus, Haltegriffe gibt es auch nicht. Das ist allerdings Meckern auf hohem Niveau, denn uns ist kein 125er NakedBike bekannt, bei dem ein Beifahrer eine fürstliche Sitzergonomie vorfindet.
So sitzt es sich auf der Benelli Leoncino 125.
360 Grad Rundgang um die Benelli Leoncino 125
Technik der Benelli Leoncino 125
Die technische Ausstattung der kleinen Leoncino ist sehr überschaubar. Es gibt ein LC-Display mit Ganganzeige, Benzinfüllstandsanzeige, Tempo, Drehzahlmesser und Temperaturanzeige - das wars. Traktionskontrolle oder ähnliche Schmarmützel sind nicht vorhanden. Warum auch, mit nicht einmal 15 PS benötigt man auch keine elektronischen Fahrhilfen oder gar Assistenzsysteme.
Beim Licht staunen wir nicht schlecht: Voll-LED rundum inkl. der Blinker. Warum so manche gestandene 800er Bikes (genau, Suzuki GSX-8S) noch mit Glühlampenblinker auskommen müssen, wenn schon eine 125er für unter 3.500 Euro das so vormacht wie diese Benelli, ist uns ein Rätsel.
Rätselhaft ist uns allerdings auch das Bremssystem der Leoncino 125. Statt eines ABS kommt eine Combined-Bremse zum Einsatz. Damit erfüllt Benelli zwar die gesetzlichen Vorgaben, aber hier wurde unserer Meinung nach an der falschen Stelle gespart. Wie sie bremst und was dieses besondere Bremssystem bedeutet, klären wir weiter unten.
So fährt sie sich
Der Soundcheck der Benelli (siehe rechts oben) fällt typisch für eine 125 er aus.
Es klingt nicht gerade toll und laut schon mal gar nicht. Wer gerne unauffällig unterwegs ist, wird sich freuen. Okay, wenn man den Hahn voll aufdreht, trötet es schon ein wenig aus dem ziemlich groß geratenen Topf, aber so richtig viel Sound kann man von einem 125 ccm Einzylinder natürlich sowieso nicht erwarten.
Dann drehen wir mal eine Runde. Was sofort auffällt: Die Benelli Leoncino 125 ist superwendig. Kein Wunder, bei dem Gewicht von nur 145 kg fahrfertig haben wir auch nichts anderes erwartet. Dennoch ist die Leo recht stabil und lässt sich zielsicher in Kurven dirigieren, ohne dass man großartig nachsteuern muss. Das passt. Das Fahrwerk ist eher auf der weichen Seite, was ganz gut zu einer 125er passt. Mit so einem Bike wird man eh nicht wie ein Geisteskranker angasen wollen, geht ja auch gar nicht.
Nun nochmal zur Bremse: Wie gesagt bremst die Benelli beim Tritt auf das Bremspedal sowohl vorne als auch hinten! Das ergibt zwar sehr gute Verzögerungswerte, aber die Maschine taucht vorne halt ein und gerade in Kurven muss man schon ein wenig aufpassen und sich an diese "Methode" gewöhnen. Wer gerne z.B. beim Langsam-Fahren in engen Kehren oder ähnliche Situationen gewohnt ist, nur hinten zu bremsen, der muss sich umgewöhnen. Nur hinten bremsen geht halt nicht! Ist aber halb so wild, auch daran gewöhnt man sich und wie gesagt bremst die Benelli dafür sehr gut - wir hätten uns trotzdem ein klassisches ABS gewünscht.
Die Benelli Leoncino 125 schafft trotz nur 12,8 PS die Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h ohne große Mühen. Natürlich dauert das alles einen Moment, aber wir konnten keine Unterschiede zu MT-125 oder Duke 125 feststellen. Leistungsexplosionen sollte man aber auch von der Leo nicht erwarten. Man muss schon ordentlich drehen und viel schalten, um flott voranzukommen. Etwas nervig sind die sehr kurz übersetzten Gänge, bei Tempo 60 ist man bereits im letzten Gang. Dafür schaltet das Getriebe präzise und leicht und auch die Handkraft an der Kupplung ist angenehm gering. Fluffiges Getriebe!
Gut sind auch Verbrauch und Reichweite: Nur 2,2 Liter schluckt der Einzylinder auf 100 Kilometer. Das bedeutet dann eine rechnerische Reichweite von unglaublichen 568 Kilometern mit einer Tankfüllung. Etwas merkwürdig ist der zu lang geratene Seitenständer. Die Maschine steht auf ebenem Untergrund recht steil, man sucht deshalb gerne eine unebene Stelle, um das Bike etwas schräger hingestellt zu bekommen.
Fazit - was bleibt hängen
Die Benelli Leoncino 125 besticht durch zwei Aspekte: Ihrer Optik und dem Preis. Okay, das Design ist Geschmackssache, aber beim Preis kann es keine zwei Meinungen geben: Nicht einmal 3.500 Euro sind im
Vergleich zu den Wettbewerbern ein Witz. Die Maschine wirkt dennoch nicht billig oder schnell zusammengedengelt. Im Gegenteil, Schalter, Rahmen, und viele Details sind liebevoll gemacht - uns gefällt sie.
Gestört hat uns eigentlich nur das fehlende ABS, ansonsten gab es kaum etwas zu meckern. Wer ein A1 bzw. B196 Bike sucht und keine 5.500 Euro ausgeben will, der sollte sich die Benelli Leoncino 125 unbedingt ansehen.
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 3.499€
- Verfügbarkeit: seit 04/2022
- Farben: Grau, Grün, Weiß