Suzuki V-Strom 800 DE im Test

Test der völlig neu entwickelten Mittelklasse Reise-Enduro

Test Suzuki V-Strom 800 DE Fotos: Motorradtest.de
 
Mit der neu entwickelten V-Strom 800 DE greift Suzuki in der beliebten Kategorie der Mittelklasse-Enduros an. Für 11.500 Euro bekommt der Käufer eine gut ausgestattete und gut funktionierende Maschine, die auch längere Gelände-Einsätze nicht scheut. Wie sie sich fährt und anfühlt haben Jan und Dietmar bei einer ausgiebigen Probefahrt ausgekundschaftet.

Einleitung

Die neue V-Strom 800 ist ein großes Motorrad. Länge: 2,34m, Radstand: 1,57m. Zum Vergleich die Daten einer aktuellen GS 1250: Länge: 2,20m, Radstand: 1,52m. Man sollte sich also nicht von Hubraum der neuen V-Strom blenden lassen, es wirklich eine ausgewachsene Maschine mit einem entsprechenden Gewicht von 230 kg fahrfertig. Sie ist in den drei Farben Grau, Gelb und Schwarz erhältlich und kostet 11.500 Euro. Die Speichenfelgen sind je nach Farbe entweder Gold oder Schwarz - sehr schick!
Farben: Grau, Gelb, Schwarz
Einige Romantiker wollen der neuen V-Strom wegen des Entenschnabels eine Ähnlichkeit zur seligen Dr Big 800 aus den 90zigern nachsagen. Der Namenszusatz DE steht übrigens für "Dual Explorer", was die Geländetauglichkeit der neuen Maschine mit der 21 Zoll Felge vorne unterstreichen soll. Im Suzuki Reise-Enduro Programm gibt es nun eine große Auswahl: Die V-Strom 650 ist genauso in mehreren Varianten am Start wie die 1050er. Diese beiden Modelle haben noch den V2 Motor, im Gegensatz dazu fährt die V-Strom 800 mit einem komplett neu entwickelten Reihentwin vor. Wie sich dieser anfühlt und welche Unterschiede es zum "alten" V2 gibt, schildern wir weiter unten.
 
Abmessungen und Sitzergonomie der Suzuki V-Strom 800 DE
Aufgrund der großzügigen Abmessungen sitzt es auf der neuen V-Strom 800 DE äußerst bequem. Fahrer und Beifahrer haben massig Platz und der Sozius findet vernünftige Haltegriffe vor. Die Sitzposition für beide ist ebenfalls sehr bequem und aufrecht, so dass lange Touren kein Problem sein dürften. Der Kniewinkel ist nicht zu spitz, die Fußrasten sind nicht zu hoch angebracht, so mögen wir das!
 
Abmessungen Suzuki V-Strom 800 DE
So sitzt es sich auf der neuen Suzuki V-Strom 800 DE.

360 Grad Rundgang um die V-Strom 800

Licht vorne Cockpit Ansicht hinten

Technik der V-Strom 800 DE

Das Cockpit wird von einem neuen 5 Zoll großen TFT-Farbdisplay dominiert. Es ist tadellos ablesbar und stellt die Infos dank Helligkeits-Sensor entweder in Weiß oder in Schwarz dar. Auf eine Handy-Connect Funktion verzichtet Suzuki merkwürdigerweise, was uns jedoch nicht stört.

Statt der sonst üblichen Fahrmodi kann der Fahrer die Traktionskontrolle, das Motormapping sowie den ABS-Modus während der Fahrt per Knopfdruck anpassen. Die Traktionskontrolle kennt die Einstellung "Gravel", die ein leichten Schlupf des Hinterrads zulässt - genau richtig für schöne Drifts im Gelände. Die Bedienung ist sehr einfach geraten und gelingt auch ohne Blick ins Handbuch. Serienmäßig ist ein QuickShifter an Bord, einen Tempomaten hat Suzuki leider vergessen.

Die Beleuchtung kommt komplett in LED-Technik inkl. der Blinker. Das übereinander "gestapelte" Abblend- und Fernlicht mag ein wenig polarisieren, aber es hat unserer Meinung nach Charakter. Diese Maschine ist sofort als eine Suzuki erkennbar und sieht nicht so weichgelutscht aus wie mancher Konkurrent. Uns gefällt das Lampendesign!

Reihentwin der Suzuki V-Strom 800 DE

So fährt sie sich

Der Sound der V-Strom ist unspektakulär. Das Standgeräusch liegt bei freundlichen 84 dbA und auch die Sound-Charakteristik ist nicht auf Krawall gebürstet (Soundcheck rechts oben). Der riesige Endtopf ist typisch Suzuki, aber vermutlich nicht jedermanns Sache. Die "echten" V-Modelle klingen für unsere Ohren noch etwas knackiger - allerdings besitzt der neue Reihentwin einen 270 Grad Hubzapfenversatz und klingt deshalb auch ein wenig nach V2 und bollert lässig vor sich hin.
 
Optik, Sound, Sitzposition - soweit also alles okay, dann geht es jetzt auf die Straße. Die V-Strom 800 hat ein großes 21 Zoll Vorderrad, was der Wendigkeit aber keinen Abbruch tut. Sie ist zwar kein Kurvenräuber a lá Streetfighter, aber sie lässt sich einfach und ohne Kraftaufwand in Kurven dirigieren und hält dort sehr passabel ihre Linie. Dank des breiten Lenkers und der erhöhten Sitzposition fühlt sich das alles sehr souverän an. Es gibt im Zubehör übrigens auch noch Sitzbänke mit 835 mm und 885 mm für ca. 185 Euro - wer mit der Standardsitzhöhe von 855 mm nicht klarkommt, hat also auch entsprechende Alternativen. Und wo wir schon einmal dabei sind, hier noch ein paar weitere Zubehörteile mit Preisen: Sturzbügel 365 € / hohes Windschild 93 € / Griffheizung 333 € / Hauptständer 310 € / Alu-Unterfahrschutz 350 € / Alu-Kofferset inkl. Träger 1.320 €
 
Das Fahrwerk und die Bremsen der V-Strom 800 DE sind einfach, aber okay. Die Showa USD-Gabel ist einstellbar und auch das Zentralfederbein (ebenfalls von Showa) ist bequem per Handrad hydraulisch in der Federvorspannung einstellbar. Die Maschine hat ordentliche Federwege von 220 mm und macht sowohl auf der Straße als auch im Gelände eine gute Figur. Das Fahren im Stehen wirkt harmonisch und trotz des Gewichts wirkt die V-Strom recht spielerisch und gut kontrollierbar. Als Reifen kommen auf den hübschen Drahtspeichenfelgen übrigens Dunlop Trailmax zum Einsatz, die extra für die neue V-Strom DE entwickelt wurden und entsprechend gut mit dem Bike harmonieren.
 
Nicht ganz so toll finden wir die axial verschraubte Vorderrad-Bremse. Es fehlt ein wenig an Feedback und man muss für eine starke Verzögerung schon etwas Handkraft aufwenden. Dafür gefällt uns der QuickShifter umso besser. Er reagiert prompt und nach oben ohne großen Druck. Nach unten ruckelt es ein wenig, aber generell funktioniert der QS wirklich gut. Der Windschutz ist okay, leider ist die Scheibe nur mit Werkzeug um ca. 3 cm verstellbar. Es handelt sich um eine kleine Rally-Scheibe, die sich gut für Gelände-Ausritte eignet. Wer einen Rund-um-Winschutz benötigt, sollte eine größere Scheibe montieren.
 
Und nun endlich zum Prachtstück von Motor: Der 776 ccm Reihentwin ist eine Wucht! Kaum zu glauben, dass hier "nur" 84 PS bzw. 78 Nm am Start sein sollen. Die Maschine geht willig nach vorne und der Druck ab 3.000 Umin hört und hört nicht auf, bis der Drehzahlbegrenzer bei ca. 10.000 Umin eingreift. Man sieht es auch an den Beschleunigungs- und Durchzugswerten: In unter vier Sekunden sprintet die Maschine von 0 auf 100 km/h und der Durchzugstest von 60 auf 100 km/h im 5. Gang gelingt in knapp über drei Sekunden. Das sind an sich schon gute Werte, doch im Sattel der V-Strom 800 fühlt sich das Ganze nochmal kräftiger an. Elastizität, Lastwechsel, Konstantfahrruckeln etc. - alles super! Hier hat Suzuki wirklich einen Hammer-Motor entwickelt.
 
Service und Garantie liegen bei Suzuki immer noch bei 12.000 km (oder einmal pro Jahr) und 2 Jahren. Da ist die Konkurrenz teilweise schon etwas weiter, aber das Bike wird schon nicht kaputt gehen, ist schließlich eine Japanerin. Als Wettbewerber sehen wir vor allem folgende Bikes: Yamaha Ténéré 700, KTM 790 Adventure, Aprilia Tuareg 660 und natürlich die ebenfalls neue Honda Transalp 750. Auch preislich muss sich die Suzuki V-Strom 800DE nicht vor der Konkurrenz verstecken.
 

Fazit

Die neue Suzuki V-Strom 800 DE bietet für 11.500 Euro eine ganze Menge Motorrad und dazu jede Menge Fahrspaß. Sie ist gut ausgestattet, geländegängig und wirkt hochwertig. Kritikpunkte gibt es nur sehr wenige und vor allem der Motor hat uns zu 100 Prozent überzeugt. Wir sind sehr gespannt, wie sich die neue Suzi im Umfeld der Mittelklasse Reise-Enduros schlagen wird. 
 
Das Testbike wurde uns freundlicherweise von Bergmann & Söhne in Bremervörde für diesen Test zur Verfügung gestellt. Dort steht sie als Vorführer und freut sich auf jede Menge Testfahrer. Wer sich für ein Adventure-Bike der Mittelklasse interessiert, sollte sich unabhängig vom günstigen Preis unbedingt einmal in den Sattel wagen - tolles Motorrad!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 11.500€
  • Verfügbarkeit: ab 04/2023
  • Farben: gelb, grau, schwarz
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