Harley Davidson Low Rider ST im Test (FXLRST)

Jetzt mit Milwaukee Eight und 168 Nm - die neue Low Rider ST

Harley Davidson Low Rider ST Test Fotos: Motorradtest.de
 
Mit der Low Rider ST verpflanzt Harley Davidson den Milwaukee Eight V2 erstmals in einen Cruiser, der sich nicht CVO schimpft. Die ST kommt mit einer erwachsenen Cockpit-Verkleidung und Seitenkoffern, was sogleich an die Sport Glide erinnert. Wie sich die Low Rider ST fährt, haben Volker und Dietmar bei Harley Davidson in Kiel ausprobiert.

Ein Schiff wird kommen ...

Die Low Rider ST (Modellcode FXLRST) wiegt 327 Kilogramm. Es gibt zwar schwerere Harleys, dennoch ist auch die ST ein echtes Schiff von einem Motorrad. Sie gefällt optisch mit einer abfallenden Linie von rechts oben nach links unten. Wie üblich bei Softail-Modellen ist die hintere Federung nicht sichtbar - es gibt aber eine. Die Low Rider ST kostet 23.495 Euro und ist in drei Farbvariationen erhältlich: Blau, Weiß und Schwarz.
 
Farben Low Rider ST 2023
 
Abmessungen und Sitzergonomie
 
Die Low Rider ST wird von Harley als Cruiser einsortiert und so sitzt es sich auch. Die Sitzhöhe von 720 mm erscheint in der Praxis tiefer und der Lenker ist hoch und weit weg vom Fahrer montiert. Man kann den Lenker dank des Risers umstellen, wenn gewünscht. Unsere Testmaschine von Harley Davidson Kiel hat eine vorverlegte Fußrastenanlage, so dass man Harley-typisch eine äußert lässige Sitzposition einnehmen kann. Normalerweise liegen die Fußrasten in etwa zwischen den beiden bulligen Zylindern, also eher mittig. 
 
In Serie kommt die ST als Solositzer, im Zubehör gibt es aber natürlich eine Sitzbank für zwei Personen. Man sitzt aufrecht und hat einen sehr bequemen Kniewinkel. Sie Sitzbank ist superbequem, so lässt es sich stundenlang in der Gegen herumcruisen, ohne Rückenschmerzen zu bekommen. 
 
Abmessungen
So sitzt es sich auf der Harley Low Rider ST.
 
 

360 Grad Rundgang um die Harley Davidson Low Rider ST

Cockpit Beleuchtung vorne Beleuchtung hinten

Technik der Low Rider ST

Das Cockpit besteht bei dieser Maschine aus einer inversen LCD-Anzeige, die in der Lenkerklemme untergebracht ist. Es gibt demnach keine analogen Uhren, die Drehzahl kann aber zumindest digital angezeigt werden.

Die Ablesbarkeit des kleinen Cockpits ist überraschend gut, wenn auch nicht viel angezeigt wird. Es gibt einen Bordcomputer, der über einen Taster links am Lenker durchgeskippt werden kann. Angezeigt wird lediglich der Benzinfüllstand und das Tempo. Hier wird offensichtlich bewusst auf Reduktion gesetzt, was unsere Meinung nach auch gut zu diesem Bike passt und zudem einer einfachen Bedienung zuträglich ist.

Außer dem 2-Kanal ABS gibt es keine elektronischen Fahrhilfen. Unsere Testmaschine hatte auch keine Traktionskontrolle, die soll aber mittlerweile (Herbst 2023) auch zur Serienausstattung gehören. Unser Testbike kam mit Voll-LED Licht inkl. der Blinker und einer Warnblinkanlage. In Serie sind die Blinker noch mit Glühlampen und orangenen Kappen versehen. Es gibt übrigens eine automatische Blinker-Rückstellung, sehr erfreulich.

Jekyll and Hyde Auspuffanlage

Sound!

Der Sound unserer Testmaschine war schlichtweg umwerfend. Statt des Serien-Schalldämpfers war eine Anlage von Jekyll and Hyde montiert, bei der man sich ernsthaft fragt, wie die eine Zulassung bekommen hat. Es handelt sich um einen Klappenauspuff, der bereits geschlossen ordentlich Dampf macht. Öffnet man die Anlage mit dem Taster am linken Lenkerende, fliegt einem wirklich alles um die Ohren.
 
Wer es nicht glaubt: Rechts oben bitte den Soundcheck starten. Auch während der Fahrt ändert sich das übrigens nicht. Der Sound wird hier zum positiven Sicherheitsfaktor für den Fahrer: Mit diesem Bike wird man vielleicht mal übersehen (wobei auch das schon schwer ist), überhört wird man aber garantiert nie! Bitte gehen Sie auseinander, hier kommt eine Low Rider ST.
 
Sharknose Windschild
 

So fährt sie sich.

Die Low Rider ST hat im Gegensatz zur Low Rider S eine ausladende Cockpitverkleidung im "Shark-Nose" Stil. Okay, nicht ganz so opulent wie bei einer Road Glide und mit nur einem Scheinwerfer, aber dennoch sehr stylisch und mit guten Windschutz. Unterhalb des Windschilds gibt es einen kleinen Kamin-Schlitz, der obendrein für geminderte Verwirbelungen am Helm sorgt. Das funktioniert prächtig, man cruist ohne Druck auf dem Oberkörper und mit akzeptabler Geräuschkulisse durch die Gegend.
 
Milwaukee Eight V2
 
Nun kommen wir zum zentralen Merkmal der Low Rider ST - dem Motor. Man muss sich die Daten einmal in Ruhe auf der Zunge zergehen lassen: 1.923 ccm auf zwei Zylinder verteilt, mit 168 Newtonmeter Drehmoment bei nur 3.500 Umin und das Ganze dann auch noch Luft-Öl gekühlt. Schon beim Anlassen ahnt man, was gleich auf einen zukommt, eigentlich sogar schon vorher bei der Betrachtung dieses Monuments. Es ist der größte und drehmomentstärkste Motor, den Harley je gebaut hat. Die V-Rod Modelle hatten zwar mehr Leistung als der Milwaukee Eight, aber eben nicht dieses satte Drehmoment, welches für einen Cruiser viel wichtiger ist.
 
Bereits ab 1.500 Umin gibt es Druck ohne Ende und spätestens bei 3.500 Umin schaltet man unweigerlich in den nächsten Gang, um sich die nächste Druckwelle zu gönnen. Von der Faszination dieses Antriebs können sich selbst 4-Zylinder Liebhaber nicht freimachen. Dazu kommt ein ausgewogenes Fahrwerk und gute Bremsen. Bei soviel Gewicht braucht man natürlich etwas Druck, um die Fuhre zum Stehen zu bringen, aber Druckpunkt, Dosierbarkeit und Bremsleistung sind wirklich gut.
 
Zwei Dinge sind uns negativ aufgefallen: Zum einen setzt Harley immer noch auf den Michelin Scorcher 31, der sich nur bedingt für nasse Straßen eignet und zum zweiten ist die nötige Kupplungskraft schon spürbar höher als bei kleineren Motoren - wen wundert's? Außerdem wurde die Cockpitverkleidung mit unnötig langen Schrauben befestigt, aber über dieses Detail mag man hinwegsehen. Ansonsten ist der Qualitätseindruck der Low Rider ST aber gut bis sehr gut.
 

Fazit - was bleibt hängen

Die neue Low Rider ST hält, was sie verspricht: Sport und Touring. Man traut ihr auf den ersten Blick gar nicht zu, wie sportlich man mit ihr unterwegs sein kann. Natürlich ist sie weder ein ausgewiesener Kurvenräuber noch eine Maschine für Anfängern, dafür ist sie einfach zu schwer. Wer mit dem Gewicht zurecht kommt, bekommt einen echten Power-Cruiser ohne viel Firlefanz. Herzstück ist der überragende Motor mit dem unverschämten Drehmoment-Feeling.
 
Die Testmaschine wurde uns freundlicherweise von Harley Davidson Kiel zur Verfügung gestellt. Dort steht die Low Rider ST und viele andere Harleys als Vorführer und freut sich auf Probefahrer. Harley Kiel ist übrigens "Harley Dealer des Jahres 2021" - völlig zu Recht. Die Jungs dort sind einfach supernett und besonders sympathisch ist der Haushund, mit dem man stundenlang Stöckchen werfen spielen kann. 

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 23.495€
  • Verfügbarkeit: seit 2022
  • Farben: Schwarz, Weiß, Blau
Pro & Kontra
Pro:
  • Dampf von unten
  • fetter Sound
  • gemütliche Sitzposition
  • gutes Fahrwerk
  • gute Bremsen
  • guter Windschutz
  • integrierte Koffer Serie
Kontra:
  • Verkleidung vorne lieblos mit sichtbaren Schrauben montiert
  • schweres Gefährt
10 2023: Harley Davidson Low Rider ST im Test (FXLRST)
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