Brixton Cromwell 1200 im Test

1200er Retro-Roadster aus Österreich für unter 10.000 €

Brixton Cromwell 1200 Test Fotos: Motorradtest.de
 
Mit der Cromwell 1200 wildert Brixton unverschämt offensichtlich im Retro-Lager von Triumph. Die neue Maschine sieht aus wie eine Mischung aus Speed Twin und T120, kostet aber nur 9.999 Euro. Ob die Brixton Cromwell 1200 sich auch so gut fährt wie die britischen Originale, haben Markus und Dietmar bei einer Probefahrt gecheckt.

Neuer Retro-Roadster aus Österreich

Bislang war Brixton, eine Hausmarke von KSR, für kleinere Motorräder bis 500 ccm bekannt. Mit der neuen Cromwell wagen sich die Österreicher nun in höhere Gefilde vor. 1.222 Kubikzentimeter ist der Motor groß und auch sonst lässt ein Blick auf das Datenblatt vermuten, dass es sich hier nun um ein ausgewachsenes Motorrad handelt. Retro hatte Brixton ja schon immer im Programm, nun aber geht es KSR ganz offensichtlich um die Zielgruppe der Retro-Fans, die sich bislang an Triumph und BMW orientiert haben - also den Platzhirsch- Premiummarken mit entsprechenden Preisen. Insofern vielleicht kein so schlechter Schachzug von KSR, mal ein großes Retrobike für unter 10.000 Euro in den Ring zu schicken.
 
Optisch gefällt die Cromwell mit klassischen Merkmalen wie einem freistehenden Motor, einer sehr schön geschwungen Abgasanlage mit fetten Krümmern und schlanken Endtöpfen aus Edelstahl sowie Faltenbälgen und langgezogener Sitzbank. Aber auch an feine Details hat Brixton gedacht und es gibt ein kurzes Heck mit Cromwell-Emblem, Speichenräder und Stereo-Federbeine. Besonders gut gefällt uns die Farbe unserer Testmaschine in mintgrün mit brauner Sitzbank, die uns übrigens von 2Rad-Stadie in Pinneberg für diesen Test zur Verfügung gestellt wurde und dort auch gerne Probe gefahren werden darf. Dazu stehen noch zwei weitere Varianten in Grau und Schwarz zur Verfügung.
Brixton Cromwell 1200 Farben
 
Die Sitzprobe verläuft ohne Überraschungen. Man sitzt aufrecht und entspannt, der Beifahrer ebenso, ohne  sich allerdings an Haltegriffen festhalten zu können. Stattdessen gibt es nur einen Halteriemen, aber der Fahrer ist ja zum Festhalten auch noch da. Fußrasten, Lenkerhöhe, Kniewinkel, dass passt alles sowohl für größere als auch für kleinere Personen. Die Sitzhöhe ist mit 800 mm sehr moderat, da sollte fast jeder mit den Füssen gut auf den Boden kommen. Trotzdem ist die Cromwell 1200 kein Einsteiger-Bike, dafür ist sie mit ihren 235 kg leider ein bisschen zu schwer.
 
Abmessungen So sitzt man auf der Brixton Cromwell 1200.

360 Grad Rundgang um die Brixton Cromwell 1200 

Voll-LED Brixton Cromwell 1200 LED hinten Brixton Cromwell 1200 image

Technik: Einfach, aber okay

Die Cromwell 1200 brennt kein technisches Feuerwerk ab, aber das erwartet auch niemand von einer Retro-Maschine. Sie besitzt ein Bosch-ABS, eine abschaltbare Traktionskontrolle und zwei Fahrmodi sowie einen Tempomaten. Die Fahrmodi ändern nichts an der Höchstleistung, wohl aber an der Steuerung der Drosselklappen. Im "Eco"-Modus geht es etwas gemütlicher ans Werk als im "Sport"-Modus.

Die Beleuchtung sieht zwar klassisch aus, kommt aber in moderner LED-Technik. Es gibt Tagfahrlicht mit einem separaten Umschalter und auch die leider nicht selbstrückstellenden, dafür aber hübschen, kleinen Blinker kommen in LED-Technik. Die Maschine sieht von vorne und hinten einfach klasse aus, was auch am gelungen Leuchtendesign liegen dürfte.

Praktisch: Rechts vorne am Scheinwerfergehäuse ist eine USB-Buchse angebracht. Dort gehört sie auch hin, sofern jemand sein Handy am Lenker befestigen und während der Fahrt aufladen möchte. Brems- und Kupplungshebel sind in der Reichweite einstellbar, wunderbar.

Motor Brixton Cromwell 1200

So fährt sie sich

Dann mal los. Aber erst mal noch kurz auf den Sound gelauscht: Motor an und herrlich, englisches Reihentwin "Braaaaap" genießen. Klingt wirklich supercool und passend zum Bike, außerdem mit 89 dbA auch nicht zu laut, dafür aber schön bassig.
 
Genauso wenig wie die Sitzposition überrascht das Fahrverhalten der Cromwell 1200. Sie fährt sich genauso, wie sie aussieht. Keine Sportskanone, aber auch kein Motorrad zum Einschlafen. Der Motor hat mit 108 Nm reichlich Drehmoment, welches auch schon sehr früh, nämlich bei 3.100 Umdrehungen anliegt. Es handelt sich also um einen klassischen Drehmoment-Motor, dem dann obenrum so ab 7.000 Umdrehungen langsam die Luft ausgeht. Wir nehmen mal an, das niemand dieses Bike bis zum Drehzahlbegrenzer auswringen wird, das ist nämlich auch überhaupt nicht nötig. Außerdem ist die Brixton Cromwell 1200 auch eher ein Typ Motorrad, auf dem man gar nicht unbedingt sprinten will. Sie verleitet eher zum geschmeidigen dahincruisen. Und wenn man es dann mal kurz aus dem Keller krachen lassen will, macht sie das auch gerne mit.
 
Hier findet sich auch der Unterschied zum 1.200er von Triumph: Die T120 beispielsweise ist spürbar kräftiger und sprintet mit wesentlich mehr Nachdruck nach vorne als die Brixton. Daher verleitet sie den Fahrer auch gerne mal zum Gas geben. Die Brixton gibt sich eher entspannt und bringt den Fahrer runter. Etwas negativ ist uns übrigens ein spürbares Konstantfahrruckeln aufgefallen, was man aber durch kurzes Gasgeben umgehen kann. Hier könnte Brixton vielleicht noch etwas Feintuning betreiben, aber ein Weltuntergang ist das sicherlich nicht.

Das Fahrwerk der Österreicherin ist einfach gehalten. Bis auf die Federvorspannung hinten kann man nichts einstellen, stört uns aber nicht. Sie liegt komfortabel, aber nicht zu weich auf der Straße und auch die Nissin-Bremsen machen einen guten Job. Das mag bei den Retros von Triumph und BMW alles noch ein bisschen besser und souveräner funktionieren, aber wir haben bei der Cromwell diesbezüglich nichts vermisst. Schon gar nicht beim Blick auf das Preisschild, denn die Wettbewerber sind hier doch deutlich teurer:
>>> Vergleich Retro-Bikes / Wettbewerber der Brixton Cromwell 1200 <<<

Fazit - was bleibt hängen

Sehr guter Einstand von Brixton in diesem Segment! Die Cromwell 1200 macht genau das, was man von ihr erwartet. Sie vermittelt klassisches Retro-Roadster Feeling, fährt sich gut, bremst gut, klingt gut, ist gut verarbeitet und sieht gut aus. Den Feinschliff der britischen Konkurrenz hat sich zwar noch nicht, aber dafür ist sie auch günstiger.
 
Das Testbike wurde uns freundlicherweise von 2Rad Stadie in Pinneberg für diesen Test zur Verfügung gestellt. Dort steht sie in der unserer Meinung nach schönsten Farbvariante als Vorführer und freut sich über Probefahrer. Wer die graue Version schöner findet: Die gibt es dort auch.  Und außerdem gibt es schöne Landstraßen zum Probefahren und der Laden liegt auch noch verkehrsgünstig direkt an der Autobahn A23. Also, auf geht`s zur Probe fahrt - Gruß an Ralf und seinen tollen Hund!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 9.999 €
  • Verfügbarkeit: ab 10/2022
  • Farben: schwarz, grau, grün
Pro & Kontra
Pro:
  • konsequente Retro-Optik
  • feine Verarbeitung
  • passender Braaaap-Sound
  • ordentliches Kayaba-Fahrwerk
  • kräftiger Drehmoment-Motor
Kontra:
  • Konstantfahrruckeln
10 2022: Brixton Cromwell 1200 im Test
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