Kawasaki Z 650 RS im Test

Test des todschicken Zweizylinder Retro-Bikes von Kawasaki

Kawasaki Z 650 RS in grün Fotos: motorradtest.de

Mit der neuen Z 650 RS erweitert Kawasaki in diesem Jahr sein "Modern Classic" Segment um eine preiswerte Maschine. Die Z650RS ist sozusagen die kleine Schwester der erfolgreichen Z900RS und trifft Retro-Fans dank der Optik der 70iger Jahre mitten ins Herz. Wir durften ein paar Runden drehen und schildern hier unsere Eindrücke.

So  steht die Kawasaki Z 650 RS da

Kleine Anekdote zu Beginn: Wir waren etwas enttäuscht, als wir zum Test die graue Variante bei Heller & Soltau geputzt und bereit zum Testen vorfanden. Egal, an die Arbeit und Intro drehen - und dann kommt Ingo Heller mit dem Schlüssel um die Ecke und wir stellen gemeinsam fest: Das ist eine gedrosselte A2-Variante mit 35kw. Die offene steht noch im Laden - UND DAS IST DIE GRÜNE, HURRA! Über Geschmack lässt sich normalerweise ja streiten, in diesem Falle gibt es aber keine zwei Meinungen. Die grüne Z650RS ist mit Abstand die Schönste. Es gibt noch eine graue und eine schwarze Variante, aber wie gesagt: Die Grüne mit den goldenen Felgen stellt alle beiden locker in den Schatten. Die normalerweise knifflige Farbauswahl ist bei diesem Bike hinfällig. Grün nehmen, Punkt.

Z650RS in grau
 
Im Vergleich zur größeren Z 900 RS hat Kawasaki das Retro-Thema hier nicht ganz so konsequent umgesetzt. Der Motor hat beispielsweise keine Zier-Rippen, der Auspuff erinnert eher an einen Streetfighter und Speichenräder gibt es leider auch nicht. Allerdings hat Kawa bei der grünen Version sehr geschickt goldene Gussfelgen "im Speichendesign" an den Start geschickt, gefällt uns super. Der Tropfentank ist sehr schön umgesetzt, fasst allerdings nur 12 Liter. Auch die Logos an der Seite sind richtig gut gemacht, nicht einfach aufgeklebt, sondern wie früher echte Plaketten mit 3D-Effekt. Die Optik ist ganz klar eine der Stärken der Z650RS.

Richtig gut fällt auch die Sitzprobe aus. Man sitzt aufrecht, der Lenker ist hoch und etwas zum Fahrer geneigt. Die Sitzbank ist vorne schmal und wird nach hinten breiter und bietet einen sehr bequemen Sitz. Die Sitzhöhe liegt bei 820 mm. Ein guter Kompromiss für kleinere und größere Piloten. Auch der Beifahrer sitzt nicht übel. Es gibt im Kawasaki-Zubehör zum Glück auch Haltegriffe. Wer oft zu zweit fährt, sollte sich diese gönnen, ansonsten muss sich die Sozia / der Sozius am Riemen oder am Fahrer festhalten.

Abmessungen der Kawasaki Z650RS

Virtueller 360 Grad Rundgang um die Kawasaki Z 650 RS

Voll-LED klassische Rundinstrumente Licht hinten

Das soll sie können

Die Technik der Kawasaki Z 650 RS ist überschaubar. Neben einem normalen ABS gibt es keine technischen Fahrhilfen. Das stört uns wenig, gerade an einem Retro-Bike haben Handy-Connectivity, GoPro-Steuerung , Keyless Go und Wheelie-Control unserer Meinung auch nichts zu suchen. Eine Traktionskontrolle wäre aus Sicherheitsgründen vielleicht noch ganz schön gewesen, aber auch die fehlt hier.

Ins Auge stechen dagegen sofort die beiden analogen Rundinstrumente für Geschwindigkeit und Drehzahl. Dazwischen positioniert Kawasaki ein inverses LC-Display mit Bordcomputer, Ganganzeige und Benzinfüllanzeige. Sehr schön, nur das nötigste, nichts was einem beim Cruisen ablenken würde. Die Bedienung der Maschine fällt entsprechend einfach aus, man hat das Bike nach einer Minute im Griff.

Gut gemacht ist die Lichtanlage der Z650RS. Alle Leuchten inkl. der Blinker erfreuen sich der modernen LED-Technik, optisch kommen aber sowohl der runde Frontscheinwerfer als auch das Rücklicht in klassischer Optik daher. 

Z650RS

So fährt sie sich

Bevor wir losfahren, werfen wir noch einen kurzen Blick auf das Fahrwerk. Die konventionelle 41mm Telegabel vorne ist nicht einstellbar und auch beim halb liegenden Zentralfederbein hinten kann man lediglich die Vorspannung einstellen. Die Federwege betragen vorne 125mm und hinten 130mm. Es gibt einen mattschwarz lackierten Gitterrohrrahmen aus Stahl und eine schön gemachte Bananen-Zweiarmschwinge. Als Reifen kommen standardmäßig Dunlop Sportmax Roadsport 2 zum Einsatz. Die ABS Bremsanlage steuert Nissin bei: Vorne werkeln zwei halbschwimmende Doppelscheiben mit 300mm Durchmesser und zwei axial montierte Doppelkolben-Bremssättel und hinten gibt es eine kleinere 220mm Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel. Die Bremsen funktionieren richtig gut, vor allem vorne geht es falls nötig bissig und mit Nachdruck zur Sache.
 
Zu Gute kommt der Bremsleistung natürlich auch das geringe Gewicht von nur 187 kg fahrfertig. Das macht sich aber nicht nur beim Bremsen positiv bemerkbar, sondern natürlich auch beim Kurven-Swing. Herrlich, wie willig die Kawa einlenkt und sich von einer Kurve in die nächste werfen lässt.

Motor der Kawasaki Z 650 RS
 
Den Motor der RS kennen wir bereits aus der nackten Z 650. Er wurde unverändert übernommen und leistet 68 PS bei 8.000 Umin sowie 64 Nm bei 6.700 Umin. Das reicht für flotte Fahrleistungen auf der Landstraße und jeder Menge Fahrspaß. An den Wahnsinnsdruck der Z900RS kommt der Zweizylinder natürlich nicht heran, aber dafür passt die Motor-Charakteristik fast besser zu einem Retro-Bike als der Vierzylinder der großen Schwester. Auch der Sound geht in Ordnung. Man kann leise durch die Gegend tuckern, aber wenn man am Gashahn dreht, bollert es nachdrücklich aus dem kurzen Underfloor-Auspuff. Nicht übel für einen Sechs-Fuffziger.
 
Eine besondere Erwähnung verdient sich auch die Assist-Rutsch-Kupplung mit Anti-Hopping Funktion. Sie ermöglicht fluffiges Schalten und verhindert Stempeln beim Runterschalten. Die Handkraft am in der Reichweite einstellbaren Kupplungshebel geht gegen Null. So macht das Schalten des gut ausgelegten und exakt schaltbaren 6-Gang Getriebes richtig Spaß.
 
 

Fazit - was bleibt hängen

Die Kawasaki Z 650 RS ist uns tatsächlich direkt ins Herz gefahren. Schön, dass Kawasaki das Retro-Thema nun auch in einem 2-Zylinder mit überschaubarer Leistung zu einem fairen Preis anbietet. So werden sich auch Fahranfänger und leichtere Pilot:innen gerne dem Thema Retro nähern. Was aber nicht heißen soll, dass die Z650RS nichts für alte Hasen wäre - im Gegenteil! Es wird da draußen garantiert viele erfahrene Biker geben, die nur zu gerne von ihrem 250+ Kilomonster absteigen und auf dieses leichte und richtig schön zu fahrende Bike aufsteigen wollen.
 
Das Testbike haben wir netterweise von Heller & Soltau in St. Michaelisdonn zur Verfügung gestellt bekommen. Wer eine Testfahrt wagen möchte oder sich für eine andere Kawasaki (oder Husqvarna) interessiert, sollte unbedingt einen kleinen Ausflug nach Dithmarschen ins Auge fassen. Herrliche Landstraßen und ein guter Kaffee (!) erwarten Dich.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 8.400 € inkl. Überführung
  • Verfügbarkeit: ab 02/2022
  • Farben: grün, grau, schwarz
Pro & Kontra
Pro:
  • Optik & klassische Rundinstrumente
  • Gewicht & Handling
  • gute Bremsen vorne
  • bequeme Sitzposition
  • verstellbare Hebel
Kontra:
  • kleiner Tank
  • einige Merkmale nicht 100% Retro
04.2022: Kawasaki Z 650 RS im Test
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