Harley Davidson Pan America Special im Test

Harleys erstes Adventure-Bike im Test - was kann die "Pan Am"?

HD Pam America Fotos: motorradtest.de

Das erste Adventure-Bike von Harley Davidson zielt voll auf GS & Co. Mit etwa 18.000 € ist die "Pan America Special" preislich schon mal sehr interessant, weil sie technisch komplett ausgestattet ist. Sogar ein elektronisches, semi-aktives Fahrwerk ist dabei. Wie sich die Pan America fährt und in unserem Test schlägt, erfahrt ihr hier.

So steht sie da

Respekt, Respekt, das ist doch mal ein Motorrad. Allein schon die Abmessungen: 2,27m Länge, 1,59 m Radstand und 1,51 m Höhe! Damit gehört die Pan Am zu den größten Reise-Enduros. Das Gewicht von fahrfertig 258 kg hört sich nur im ersten Moment nach viel an. Würde man ein Konkurrenz-Bike mit all den technischen Features ausstatten, die bei der Special schon in Serie an Bord sind, käme man auf ein ähnliches Gewicht.

Die Special-Variante der Pan America steht mit 17.995 € in der Preisliste. Bucht man Speichenräder, die automatische Höhenverstellung und eine schicke Zwei-Farb-Lackierung dazu, kommt man auf knapp 20.000 €. Nicht gerade wenig Geld, aber im Vergleich zur Konkurrenz völlig in Ordnung. Es gibt das Bike in Schwarz, Grau, Grün und Orange. Da sollte eigentlich für jeden etwas dabei sein.

Dann setzen wir uns mal rauf auf die Maschine. Die Sitzhöhe kann von 850 mm bis 875 mm eingestellt werden. Man sitzt schön integriert in der Maschine, wobei der Lenker außerordentlich hoch angebracht wurde. Die Lücke zwischen dem Fahrersitz und dem vorderen Teil der Maschine ist zudem recht lang, so dass man seine Arme schon richtig ausstrecken muss, um an den Lenker zu kommen.
 
Diese Sitzergonomie vermittelt das Gefühl von extrem viel Platz und einer sehr entspannten Sitzhaltung, vor allem wenn man im Stehen fährt. Dazu passt der üppige Platz für den Beifahrer und die Tatsache, dass man die Gummi-Fußrasteneinlagen einfach entfernen und den Bremshebel ebenso einfach auf hoch oder niedrig einstellen kann - Offroad kann kommen! Richtig cool ist auch die sog. Adaptive Ride Height", die die Maschine z.B. beim Anfahren an die Ampel und 50 mm absenkt. So können sich auch kleinere Piloten bei einer Sitzhöhe von dann nur noch 800 mm sicher fühlen. Warum musste eigentlich erst Harley kommen, um sich diesem Problem anzunehmen?!

Cockpit Licht vorne Licht hinten

Das soll sie können

Wie schon angedeutet ist die Pan Am technische extrem gut ausgestattet. Bis auf einen QuickShifter ist alles an Bord: Großes TFT-Touch-Display, 7 Fahrmodi (4 fertige und 3 User-Setups), Voll-LED inkl. adaptivem Kurvenlicht (!), 6-Achsen IMU, Schräglagensensorik mit Eingriff auf Traktionskontrolle und ABS, Handy-Connect mit Kartennavigation im Cockpit (besonders gut gelungen!), Ride by Wire, Tempomat, Musik-Steuerung und eben das elektronische, semiaktive Fahrwerk. Ich habe sicher irgendetwas vergessen, aber egal: Dieses Bike ein TEC-Monster!

Leider erfordert diese Fülle an technischen Helferlein ein wenig Einarbeitung. Die Bedienung ist komplex und teilweise sind die  vielfältigen Darstellungen im Cockpit etwas zu klein geraten. Aber so ist es nun einmal mit modernen Bikes: Viel Technik, viele Anzeigen, viel Einarbeitung nötig.

Wer sich aber einmal an die Funktionen der Pan Am gewöhnt hat, wird mit einer sehr vielseitigen Maschine und entsprechenden Assistenz-Systemen belohnt.

Harley Davidson Pan America Special Foto: motorradtest.de

So fährt sie sich

Dann mal rauf auf den Bock und Motor an. Herrlich, wie der V2 vor sich hin bollert. Nicht zu laut und nicht zu leise. Dem Motorblock entspringen etwas malmige Geräusche, fühlt sich nach viel Eisen und Mechanik an. Wenn sie dann erst einmal in Fahrt kommt, entpuppt sich die Pan Am aber als durchaus wendiges Eisen. Na klar, sie ist nicht so ein Kurvenräuber wie ein 700er Nakedbike, aber sie auch kein Panzer, wobei die Optik dies durchaus suggeriert. 
Der Motor mit seinen 153 PS und 128 Nm Drehmoment zieht sauber aus dem Keller bis in hohe Drehzahlen. Punch ist reichlich an Bord, wobei eine 1250er GS oder eine Multistrada V4 noch ein wenig mehr Power bietet. Aber bitte nicht falsch verstehen: Es mangelt der Pan Am nicht an Leistung und Schmalz - das bringt schon richtig Spaß, sie zu fordern. Und für eine Reise-Enduro hat sie unserer Meinung nach fast schon zu viel Leistung. 
 
Das Fahrverhalten fanden wir auch super. Volker bemängelte zwar ein bisschen wenig Feedback von der Gabel, fühlte sich aber trotzdem wohl und sicher, auch in schnellen Kurven. Das Brems-Aufstellmoment ist gering, die Maschine bremst gut und ist insgesamt eher auf der gutmütigen Seite. Natürlich ist die Pan Am kein Anfängerbike, aber trotzdem ist es ein sehr zugängliches Motorrad. Das auch während der Fahrt verstellbare Windschild macht einen guten Job und auch Getriebe und Kupplung arbeiten unauffällig. Merkwürdig, dass Harley für die Pan America keinen QuickShifter anbietet, aber wir schalten gerne und insofern stört uns das weniger.
 

Fazit - was bleibt hängen

Mir gefällt die neue Pan America richtig gut. Vor allem die Optik hat es mir angetan. Die Maschine sieht aus wie ein V8-MuscleCar oder wie eine Lokomotive, die dann doch zum Motorrad wurde. Klar, dieses Bike polarisiert und gerade die Front wird nicht jedem zusagen. Aber lieber so als Einheitsbrei. Die Harley hat Charakter und ist auf 10 km sofort zu erkennen.
 
Mit der Pan Am hat Harley nicht nur Mut bewiesen, sondern schon im 1. Wurf ein erstaunlich gutes Adventure-Bike auf die Beine gestellt. Sie wird sicher nicht gleich der GS den Rang ablaufen, aber wir sind uns sicher: Dieses Bike wird schon seine Käufer finden. Vielleicht sogar gerade die Reise-Enduro-Fraktion, die gerne einmal etwas anderes, etwas Besonderes fahren möchte. Gut gemacht, Harley!
 
Das Test-Bike wurde uns zur Verfügung gestellt von MTK, dem Harley-Davidson Vertragshändler in Kiel.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: ab 17.995 €
  • Verfügbarkeit: ab 06/2021
  • Farben: schwarz, grau, grün, orange
Pro & Kontra
Pro:
  • Motor mit Schmalz und Charakter
  • Extrem gut ausgestattet inkl. semi-aktivem Fahrwerk
  • Großes TFT-Touch-Cockpit mit Handyanbindung (inkl. Navi)
  • Viel Platz für Fahrer & Beifahrer
  • Eignet sich dank "Adaptive Ride Height" auch für kleinere Piloten
Kontra:
  • Zuladung könnte höher ausfallen
  • kurze Service-Intervalle
  • kein Quick-Shifter erhältlich
  • kein Kardan
  • Bedienung erfordert Einarbeitung
07 2021: Harley Davidson Pan America Special im Test
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