BMW R 1150 R im Test

Lohnt es sich heute noch, eine BMW R 1150 R zu kaufen?

BMW R 1150 R Die BMW R 1150 R wurde von 2000 bis 2006 gebaut und ist somit alles andere als ein modernes Motorrad. Dennoch lohnt es sich, einen Blick auf diese schöne Maschine zu werfen - zumal es kaum ein anderes Boxer-Modell von BMW gibt, das gebraucht zu einem ähnlich günstigen Preis zu haben ist.

So steht die R 1150 R da

Der Erstkontakt mit der BMW R 1150 R ist von Respekt geprägt. Man merkt sofort: Hier steht ein echtes Motorrad! Der massive Boxer lugt merklich hervor und das Bike strahlt souverän aus: Ich bin noch schwerer Landmaschinenbau. Vor allem der Blick auf den Antriebsstrang beeindruckte den Autor nachhaltig. Wer klassische Motorräder mag, der wird die R 1150 R lieben.

BMW R 1150 R Seitenansicht

Die Maschine wiegt allerdings weniger, als man aufgrund der Optik annehmen möchte: Mit 238 kg vollgetankt ist  die R 1150 R natürlich kein Leichtgewicht, sie sieht aber deutlich schwerer aus. Sehr schön ist die klassische Frontlampe aus Metall und echtem Glas, und auch von hinten sieht die Maschine aufgrund der Einarmschwinge samt Kardan nicht nach einem alten Eisen aus. Der große 20,5 Liter Tank sowie die optional erhältlichen Koffer 
machen aus der BMW R 1150 R wenn gewünscht ein 1A Tourenbike. Bei einer Alpentour konnte die R ihre Wendigkeit ebenso unter Beweis stellen wie den überraschend kräftigen Durchzug aus dem Drehzahlkeller. Natürlich kann das Bike nicht mit heutigen Sportlern mithalten, langsam ist sie aber nicht. Der Sprint von 0 auf 100 gelingt in 4,2 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei knapp unter 200 km/h. 

20 Liter Tank der BMW R 1150 R

Cockpit Blinker-Rücksteller Koffersystem der BMW R 1150 R

Cockpit und Sitzposition

Das Cockpit der BMW R 1150 R ist klassisch unterteilt in zwei analoge Rundinstrumente für Tempo und Drehzahl. In der Mitte thront eine analoge Uhr, umgeben von ein paar Leuchten für Leerlauf, Blinker, ABS-Status, Fernlicht und Tankinhalt/Reserve. Es gibt also weder einen Bordcomputer noch Ganganzeige noch sonstige digitale Anzeigen. Ein Kuriosum ist die Blinkersteuerung mit Schaltern rechts und links und einem Blinkerrücksteller am rechten Lenker. Heizbare Handgriffe sind Serie, ESA oder ähnliche Spielereien gibt es nicht. BMW-Fahrer kennen das so, Umsteiger müssen ein wenig umgewöhnen.
Die Sitzposition auf der BMW R 1150 R ist entspannt. Man sitzt aufrecht wie auf dem Sofa und kann so problemlos stundenlang im Sattel verbringen. Normalerweise hat die 1150er keinen Windschutz. Die hier getestete Maschine hat eine variable Scheibe von MRA (ca. 150 Euro) , die sehr empfehlenswert ist, weil sie gerade bei längeren Fahrten viel Druck vom Körper nimmt. 

2 Zylinder Boxer mit 85 PS

So fährt sie sich

Das Bike strahlt Ruhe aus und so fährt man dann automatisch eher defensiv zurückhaltend als sportlich aggressiv. Man könnte sagen, dass die R 1150 R einen ganz schnell runterbringt und die Motorradfahrt in Ruhe genießen lässt. Nichts lenkt ab, vor allem keine technischen Spielereien und die Maschine gibt einem ein dermaßen beruhigend vertrauensvolles Gefühl, wie es vielleicht nur eine BMW vermag.

Der Sound der R 1150 R ist boxertypisch bassig-brummelig. Der Sound mit Original-Auspuff ist auf dieser Seite übrigens als Audio abspielbar - hören sie selbst. Aufgrund der niedrigen Sitzhöhe und der komfortablen Sitzbank sitzt man tief in der Maschine drin und fühlt sich fest mit dem Bike verbunden. Das Getriebe ist zwar nicht gerade von der leichtgängigen Sorte, aber irgendwie stört einen das bei diesem Bike nicht. Vermutlich liegt das daran, dass es irgendwie zum Charakter dieses Motorrads passt, wie gesagt: schwerer Landmaschinenbau.
 


Die Maschine hat einen stabilen Geradeauslauf und lenkt trotzdem überraschend willig in Kurven ein. Auch enge Kehren sind mit der R 1150 R überhaupt kein Problem, das Stilfser Joch kann gerne kommen. Viele Umsteiger von anderen, sportlichen Bikes waren überrascht, wie agil sich dieses Motorrad fahren lässt. Trotz des Paralevers geht der Bock hinten beim Beschleunigen ein wenig hoch - ein herrliches Gefühl, dass man immer wieder gerne durch zügiges Anfahren heraufbeschwört.
Die Bremsen dieser Maschine verzögern standesgemäß. Wenn man vorne mit dem Handbremshebel bremst, wird hinten automatisch mitgebremst. Die hierzu nötige Handkraft am Bremshebel geht gegen Null, weil es sich um ein Teil-Intergral-ABS mit Bremskraftverstärkern handelt. Allerdings hat dies zur Folge, dass die Servomotoren beim Bremsen mit einem hörbaren Piepsgeräusch nerven. Zudem gilt das ABS-System der R 1150 R als anfällig. Und wenn das ABS einmal kaputt geht und die ABS-Kontrollleuchte unmissverständlich rot aufleuchtet, ist Unheil im Anmarsch. Die Reparatur der ABS-Anlage kann mit bis zu 2.000 Euro richtig ins Geld gehen. 


Fazit - was bleibt hängen

Die BMW R 1150 R ist ein dankbares Bike, welches den Fahrer auch mit hohen Laufleistungen ein souveränes und sicheres Fahrgefühl bietet. Gebrauchte Maschinen dieses Typs gibt es zahlreich, die meisten glücklicherweise im unverbastelten Originalzustand. So richtig billig sind aber auch alte Maschinen nicht: Unter 4.000 Euro sind 1150er im guten Zustand kaum zu haben. Um die Eingangsfrage zu beantworten: Ja, es lohnt sich heute noch, ein 15 Jahre altes Motorrad zu kaufen. Zumindest, wenn es sich um eine BMW R 1150 R handelt.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis neu (2003): 9.000€
  • Gebraucht (15 Jahre alt): 4.500€
  • Baujahre: 2000 - 2006
  • Farben: schwarz, blau, silber
Pro & Kontra
Pro:
  • trotz Größe und Gewicht leicht und wendig zu fahren
  • gebraucht relativ günstig
  • eignet sich auch als Tourer
  • herrlicher Boxer mit Sound
  • ausreichend Leistung, durchzugsstark
Kontra:
  • anfälliges ABS-System
  • fummeliger Batterieausbau
10.2018: BMW R 1150 R im Test
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