Test: BMW R 1150 GS

Ein Freund, ein Helfer

In unserer Reihe der Gebrauchtmotorradtests ist heute ein Klassiker fällig: Die BMW R 1150 GS. Das Bike hat uns ein Besucher zur Verfügung gestellt, es ist in absolutem Bestzustand. Gebaut wurde diese GS-Reihe zwischen 1999 und 2003 – was kann sie heute noch leisten?

Ein guter Freund

Tatsächlich gibt es Menschen, die eine BMW GS für ein Motorrad halten. Natürlich gibt es Indizien, die den unbedarften Motormobilisten in  diese Richtung weisen, der Motor als solcher oder die beiden inline angeordneten Räder beispielsweise. Dennoch wird diese Vermutung dem wahren Kern einer GS nicht andeutungsweise gerecht, denn die BMW ist ein guter Kumpel. Einer, der dich nie im Stich lässt und an deiner Seite durch dick und dünn geht, in guten wie in schlechten Zeiten. Und sollte das Ende der Welt das Ziel sein, die GS bringt dich eben da hin.

Das mag beruhigend sein, auf manche Piloten jedoch wirkt sich dies negativ auf das Selbstvertrauen aus. BMW verbesserte die GS mit den Jahren und Baureihen so weit, dass sie in ihren Zeiten objektiv das jeweils hochbegabteste Adventure-Bike darstellte. Mit anderen Worten: Geht etwas schief, liegt das eher am Fahrer, denn am Bike.

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Eine ganze Menge Motorrad

Unser Testobjekt stammt aus der Vierventil-Baureihe, die zwischen 1999 und 2003 gebaut wurde. Es ist die Adventure-Version, die mit einem satten 30-Liter-Tank aufwarten kann. Weiter verfügt sie über ein Windschild, Kotflügelverbreiterung, Motorschutz, Stahlflex-Bremsleitungen, Handprotektoren, längere Federwege sowie Nebelscheinwerfer. Das Ende der Welt kann damit ohne Nachtanken bis zu 650 Kilometer entfernt sein. Die GS kann auf berühmte Vorfahren zurückblicken, denn sie reihten sich mehrmals unter die Sieger der Rallye Paris-Dakar ein. Und „unsere“ kam sogar als Filmstar zu bleibendem Ruhm, denn in dem zehnteiligen Dokumentarfilm „The Long Way Round“ fuhren Ewan McGregor und Charley Boorman 2004 auf diesen BMW in 115 Tagen und 30.395 km um die Welt.

Diese GS für Gelände/Straße wird von einem 85 PS starken Boxermotor angetrieben, das maximale Drehmoment von 98 Nm liegt bei einer Drehzahl von 5250 Umdrehungen an. Den Druck von unten kann das Motorrad gut gebrauchen, und das nicht nur im Gelände. Das massive Bike wiegt tatsächlich hohe 287 Kilo fahrfertig. Nicht nur kräftig sollte der GS-Treiber sein, sondern mindestens 180 Zentimeter lang. Zwar gibt es eine niedrigere Sitzbank mit 860 Millimetern Sitzhöhe, serienmäßig sind es jedoch 900 Millimeter.

Genug der Theorie, wir legen ab und los.

image Fotos: Motorradtest.de

Ein Boxer, der sich so anfühlt

Außer Atem? Dann stand die GS nicht so, dass ohne schweißtreibendes Rangieren einfach losgefahren werden konnte. Ansonsten aber stellt die GS Adventure den BMW-Neuling kaum vor Rätsel. Der Boxer schüttelt sich ziemlich vernehmlich beim Anlassen, ein Charakterzug, der später weitgehend wegmodellgepflegt wurde. Hier und jetzt aber ruckt es kurz durch das ganze Moped und tut daimt kund, dass es jetzt losgehen könne.

Der typische Boxersound dringt in unsere Gehörgänge und löst dabei im nebenbei liegenden Gehirn Glückgefühle aus. Ja, so muss eine BMW klingen. Das Anfahren gelingt ohne Ruckeln und Zuckeln, auch wenn es damals keine Anti-Hopping-Kupplung gab. Der Kardan wird sicherlich Leistung schlucken, vernichtet aber alles, was irgendwie an Lastwechsel erinnern würde. Trotz des hohen Kampfgewichtes geht es flott voran: In 4,3 Sekunden würde der Tacho die magische 100 km/h-Schallmauer anzeigen, was gar nicht so langsam für das schwere Trumm ist. Dieser Wert bleibt jedoch theoretisch, denn für die flotte Kurvenhatz oder alles andere, was man mit „flott“ assoziiert, ist sie einfach nicht gebaut. Bei der Adventure kommt hinzu, dass das Zusatzgewicht durch den großen Tank ziemlich hoch liegt, was der Fahrdynamik nicht eben zuträglich ist.

Kilometerfressen liegt ihr schon eher. Der hervorragende Komfort, ergänzt durch die langstreckentaugliche Sitzbank und den guten Windschutz sorgen für entspannte und dennoch zügige Reiseetappen. Das hohe Gewicht ist ständig präsent, nebenbei sorgt es für einen sehr guten Fahrkomfort. Der Sozius wird ebenfalls gut bedient, Platz gibt es für ihn in Hülle und Fülle.

Die Bremsen sind gut und auf der Höhe der Zeit. Sogar ein serienmäßiges ABS sorgt für die Extraportion Sicherheit, die man von einer BMW einfach erwartet.

Billig nie, gut meistens

MW-fahren war noch nie ein besonders günstiges Vergnügen. Trotzdem viele Exemplare um die 20 Jahre alt sind und entsprechend viele Kilometer gesammelt haben, sind diese GS immer noch kein Schnäppchen. 5.000 Euro müssen es mindestens sein, topgepflegte Exemplare wie unser Testbike kratzen gerne mal an der Fünfstelligkeit. Verstehen kann man das: Die BMW R 1150 GS, wenn man kein abgerocktes Exemplar erwischt, ist ein nahezu idealer Begleiter für die ganz große Tour.

Wer auf Kurvenhatz sowie Wendigkeit verzichten kann, erhält mit der GS das ideale Reisemoped, bei der die Straße schon mal drei Stufen unter perfekt sein dürfen.
Wie schon gesagt: Ein Kumpel für die guten wie die schlechten Tage.

Preis / Verfügbarkeit / Farben / Baujahre

  • Preis: gebraucht ab 5.000€
  • Baujahre: 1999-2003
  • Verfügbarkeit: gut
  • Farben: Adventure in weiß-blau
Pro & Kontra
Pro:
  • Komfort
  • Verarbeitung
  • Geländetauglichkeit
Kontra:
  • Hohes Gewicht
11.2020: Test: BMW R 1150 GS
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